Die Forschungsprojekte des Instituts richten sich nach den erwähnten fünf Forschungsschwerpunkten und sind diesen dementsprechend zugeordnet. Als Hauptanliegen gilt es die Ergebnisse in Form von Büchern, Sammelbänden, Studien und Artikeln sowohl in gedruckter Form, als auch online, durch Open Access, einem möglichst breiten Publikum zugängig zu machen.

 

LAUFENDE FORSCHUNGSPROJEKTE 

 

Grundwerte und Grundrechte im erweiterten Europa

Forschungsschwerpunkt: Gegenwärtige Transformationsprozesse: Identität, Demokratie, Globalisierung und Gerechtigkeit; Werte und Praxis

Projektleitung und Koordination: Yvanka B. Raynova, Susanne Moser

Kooperationspartner: Institut für Philosophie und Soziologie - BAS, Universität Sofia, Italienisches Kulturinstitut Sofia, Goethe-Institut Sofia, Austrian Science and Liaison Office Sofia u.a.

Das Projekt beinhaltet 2 Teile:

1. Rechte und Werte im erweiterten Europa

Worin besteht der Unterschied zwischen Grundwerte und Grundrechte? Was sind überhaupt Werte und vor allem was versteht man eigentlich unter den sogenannten "europäischen Werten"? Welche Formen und Funktionen haben die Grundwerte und die Grundrechte im heutigen Europa? Sind sie bindend und identitätsstiftend für die europäischen Staaten und deren Bürgern oder führen sie eher zu Kollisionen? Soll Europa nur eine Wertegemeinschaft oder nur eine Rechtsordnung sein, oder kann sie auch beides zugleich in sich verkörpern? 

Im Forschungsprojekt werden all diese Fragen und insbesondere die aktuelle Kontroverse, ob Europa eine Wertegemeinschaft oder eine Rechtsordnung sein soll, ausführlich debattiert. 

 

2. Menschenrechte, Frauenrechte und Werte: Philosophische Aspekte und aktuelle Debatten

Das Hauptziel des Projekts ist aufzuzeigen inwiefern sowohl die s.g. "allgemeinen" Menschenrechte, als auch "partikulare" Gruppenrechte, insbesondere die Frauenrechte, mit Werten und Wertungen eng verbunden sind, da sie sich auf diese stützen, in ihnen die eigene Begründung und/oder Legitimation suchen, bzw. eine Umwertung der dominierenden Werte anstreben. Aufgrund diverser Analysen von aktuellen Diskussionen über Menschenrechte und Werte soll nachgewiesen werden, dass die dargelegten Probleme ohne Hilfe des Instrumentariums der Grundlagenforschung nicht gelöst werden können. In diesem Kontext wird die Rolle der Philosophie neu thematisiert, mit der die Menschen- und Frauenrechte historisch verbunden sind und die wichtige konzeptuelle Instrumente und hermeneutisch-translative Methoden zur Verfügung stellen kann. 

 

Anerkennung und Gerechtigkeit: Zeitgenössische Debatten

Forschungsschwerpunkte: Gegenwärtige Transformationsprozesse: Identität, Demokratie, Globalisierung und Gerechtigkeit; Wertwandel im Geschlechterverhältnis

Konzept und Durchführung: Susanne Moser

Das Problem der Anerkennung der Geschlechterdifferenz ist längst kein Problem mehr der feministischen Theorie allein, sondern hat gemeinsam mit Fragen der Anerkennung von ethnischen, rassischen und sexuellen Minderheiten das Interesse der Politischen Philosophie im allgemeinen geweckt, wobei nunmehr versucht wird, ein neues Paradigma der Gerechtigkeit zu entwickeln, bei dem die Frage der Anerkennung ins Zentrum rückt. „Anerkennung ist zu einem Schlüsselbegriff unserer Zeit geworden. Eine ehrwürdige Kategorie der Hegelschen Philosophie, wieder zum Leben erweckt durch die politische Theorie, scheint dieser Begriff heute von zentraler Bedeutung für die Analyse von Kämpfen um Identität und Differenz zu sein“, betonen Nancy Fraser und Axel Honneth zu Beginn ihres 2003 erschienen Buches Umverteilung oder Anerkennung. 

Das Ziel des Projekts ist es, die historische Entwicklung der Anerkennungsproblematik im Detail nachzuvollziehen, diese mit den zeitgenössischen Anerkennungstheorien in Verbindung zu setzen und nicht zuletzt anhand der Auseinandersetzung Honneth – Fraser die Frage zu stellen, inwieweit egalitäre Verteilungspolitik mit Anerkennung von Differenz in Einklang gebracht werden kann und soll. 

 

Wege der Vermittlung: Der axiologische Beitrag von Paul Ricœur

Forschungsschwerpunkte: Klassische und gegenwärtige Werttheorien; Hermeneutik der Religion und Kultur

Konzept und Projektleitung: Yvanka B. Raynova

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Yvanka B. Raynova, Domenico Jervolino, Olivier Bertrand, Lorenzo Altieri, María Cristina Sánchez León, Tahereh Miremadi, Farhang Erfani, Dimitrios E. Akrivoulis, Fred Guyette, Alex Livingston u. a.

Kooperationspartner: Istituto Italiano per gli studi filosofici (Neapel)

Schlagworte: Paul Ricœur, französische Philosophie der Gegenwart, Phänomenologie, Hermeneutik, Sprachphilosophie, Ethik, Religionsphilosophie, Philosophie der Geschichte, politische Philosophie, Rechtsphilosophie, Werte, Wille, Gut, Böse, Sakral, Profan, Selbst, Andersheit, Transzendenz, Identität, Interpretation, Handeln, Gerechtigkeit, Zivilisation, Kultur. 

Das Projekt beinhaltet 2 Teile.

1. Narrative, Values and Action in the Work of Paul Ricoeur

Es werden diverse Neuinterpretationen zu Problemkreisen aus der angewandten, bzw. "praktischen" Philosophie Ricœurs geboten.

2. Zwischen Sakral und Profan: Zum Problem der Kontinuität und Diskontinuität in der Philosophie Paul Ricœurs

Die Frage nach der Einheit von Paul Ricœurs breitgefächertes und facettenreiches Werk wurde seit Jahren vielfach gestellt. Unter den führenden Interpretatoren herrscht die These der Kontinuität von Ricœurs philosophischem Werk. Aufgrund von komparative Analysen der frühen und späteren Schriften, sowie der von Yvanka Raynova geführten Gespräche mit Ricœur, werden zwei Thesen argumentiert.  Erstens, dass Ricœurs Werk nicht nur polyphonisch ist (was ja oft genug widerholt wurde), sondern polyphonisch in einem ganz bestimmten Sinne – es beinhaltet sowohl verschiedene Interpretationsfelder (philosophische und nicht-philosophische) als auch, was viel wichtiger ist, verschiedene interpretative Linien im Rahmen ein und desselben Interpretationsfeldes. Deshalb kann es nicht unter einem Nenner, einer Etikette, noch weniger unter irgendeinem "Ismus" zusammengefasst und somit durch seiner Kontinuität erklärt werden, da dies sein Reichtum an interpretative Linien zu einer einzigen reduzieren würde. Es kann aber auch nicht durch irgendwelche Diskontinuität erfasst werden, die es in verschiedene Fragmente, "Sprachspiele" oder "Ismen" zerstückeln würde. Ricœur eigener Aussagen kritisch folgend wird gezeigt inwiefern sein Werk als einer Art Dialektik von Kontinuität und Diskontinuität verstanden werden kann.  

 

Lebenswelt und Werte: Phänomenologische und post-phänomenologische Paradigmen und Debatten

Forschungsschwerpunkte: Klassische und gegenwärtige Werttheorien, Hermeneutik der Religion und Kultur, Werte und Praxis

Konzept und Durchführung: Yvanka B. Raynova

Wie Herbert Schnädelbach hervorhebt, muss die Philosophie seit dem 19.Jahrhundert ständig um ihre Anerkennung als Wissenschaft kämpfen: "Hatte sie bis dahin als die Wissenschaft schlechthin gegolten, wurde sie durch einen Wandel im Wissenschaftsverständnis in eine bis heute andauernde Identitätskrise gestürzt". Im Projekt wird gezeigt, wie diese "Identitätskrise" immer wieder eine Antwort auf die Frage nach der differentia specifica der Philosophie verlangt hat, d.h. nach dem was sie als Wissen ausmacht, bzw. nach ihrem Gegenstand und Methode. So haben, angefangen von Dilthey und den Neukantianern, über Brentano und Husserl bis zu der Post-Husserlschen Phänomenologie, die Begriffe von Welt, Weltanschauung, Lebenswelt und Werte einen zentralen Stellenwert erhalten. Diesbezüglich sollen drei miteinander verbundene Thesen nachgewiesen werden. Erstens, dass in der französischen Phänomenologie eine Umdeutung der Husserlschen Lebenswelt stattfindet, die sich auf das Heideggersche "In-der-Welt-Sein" stützend gegen Husserls Absicht der Begründung der phänomenologischen Philosophie richtet. Zweitens, dass diese Umdeutung jedoch zunehmend weg von Heideggers Seinsphilosophie zu den Problemen der praktischen Philosophie und der Axiologie führt. Drittens, dass die Lebenswelt zu einem Drehpunkt zwischen theoretischer und praktischer Philosophie wird und im Mittelpunkt gegenwärtiger Wertediskussionen steht. Auf diesem Hintergrund werden die vier phänomenologischen Werteparadigmen rekonstruiert und gezeigt, dass die aktuellen, bzw. post-phänomenologischen Wertedebatten auf Positionen beruhen, die einen gewissen Analogon zu diesen Werteparadigmen aufweisen. 

 

Übersetzung und Europäisierung: Zwischen Integration und Dominanz

Forschungsschwerpunkte: Werte und Praxis

Projektleitung: Yvanka B. Raynova

Kooperationspartner: Institut Philosophische Forschungen – BAS / Institute for the Study of the Societies and Knowledge - BAS , Société Bulgare de Philosophie et de Culture de Langue Française, TransLat u.a.

Die Prozesse der Europäisierung und der europäischen Integration im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich haben in den letzten 15 Jahren eine ziemlich einseitige Entwicklung erfahren, nämlich die Integration "westlicher" Diskurse in die "osteuropäischen" ohne wirkliche Einbindung der letzteren in das wissenschaftliche und kulturelle Leben Westeuropas. Die Tatsache, dass die wissenschaftlichen Beiträge der Forscher und Forscherinnen aus den postkommunistischen Ländern immer noch schwer Zugang im "westeuropäischen" Raum finden, hat sowohl objektive (sprachliche Barrieren, wenige Publikationsmöglichkeiten in "westlichen" Medien und Verlagen, ungenügender Austausch, mangelnde finanzielle Mittel) als auch subjektive Gründe (Mangel an Interesse und Vorurteile gegenüber den "osteuropäischen" Wissenschaftlern und Wissenschafterinnen). 

Das Projekt setzt sich folgende Ziele: 

a) Das Umdenken der Europäisierung und der europäischen Integration im wissenschaftlichen und kulturellen Bereich aus dem Blickwinkel der Übersetzungsarbeiten in den letzten 15 Jahren und, umgekehrt, die Neuinterpretation des ethischen und sozialpolitischen "Paradigmas der Übersetzung" (Ricœur) anhand der Europäisierung;

b) Die Analyse der Formen und Hintergründe bestimmter Wertekonflikte und Dominanzverhältnisse im Zuge der Europäisierung in den postkommunistischen Ländern, insbesondere, jedoch nicht ausschließlich, am Beispiel Bulgariens;

c) Die Ausarbeitung der soziokulturellen Bedingungen und Wege zur Überwindung der Asymmetrien in den Übersetzungsarbeiten, im wissenschaftlichen und kulturellen Austausch sowie bestimmter Tendenzen diskursiver und axiologischer Dominanz.

 

ABGESCHLOSSENE FORSCHUNGSPROJEKTE 

 

Die Philosophie Simone de Beauvoirs als Anstoß für neue Perspektiven in Philosophie, Feminismus und Werttheorie

Forschungsschwerpunkt: Wertewandel im Geschlechterverhältnis

Projektleitung: Susanne Moser

Kooperationspartner: Renner Institut, Institut français de Vienne, Faculté de Sciences Sociales de l'Université d'Ottawa 

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Yvanka B. Raynova, Susanne Moser, Françoise Rétif, Diane Lamoureux, Marie Couillard, Sandrine Dauphin, Debra Bergoffen, Nancy Bauer, Sonia Kruks, Kristana Arp, Karen Vintges, Susan Bainbrigge, Elaine Stavro-Pearce, María Luisa Femenías, Brigitte Weisshaupt, Claudia Gather

Schlagworte: Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, Existentialismus, Phänomenologie, Postmodernismus, französische Philosophie, feministische Philosophie, Gender Studies, Ethik, politische Theorie, Werttheorie, Identität, Freiheit, Anerkennung, Gerechtigkeit 

Das Forschungsprojekt beinhaltet mehrere Teilprojekte, deren Ergebnisse in Form von Monographien und Sammelbänden erschienen sind. 

 

Jean-Paul Sartre: Werttheorie in philosophisch-anthropologischem, ethischem und sozialpolitischem Kontext

Forschungsschwerpunkt: Klassische und gegenwärtige Werttheorien

Konzept und Projektleitung: Yvanka B. Raynova

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Michel Rybalka, François Noudelmann, Alfredo Gomez-Muller, Christina Howells, Thomas Flynn, Peter Caws, Peter Kampits, Bernhard Waldenfels, Raul Fornet-Betancourt, Susanne Moser, Erik Vogt u.a.

Zuordnung: Klassische und gegenwärtige Werttheorien

Kooperationspartner: Universität Wien - Institut für Philosophie, Bundes Groupe d'études sartriennes, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Botschaft von Kanada in Österreich u.a.

Ziel des Projekts ist es, die doppelte Reichweite von Sartres Philosophie und Werttheorie hervorzuheben: zum einen in Hinsicht auf die Rolle, die sie zu "seiner" Zeit gespielt haben, zum anderen in Hinsicht auf die Bedeutung für die "unsrige". Aus dieser Perspektive soll, erstens, Sartres Beitrag in seinen kritischen Diskussionen mit Zeitgenossen sowie den Repräsentanten der verschiedensten Strömungen wie Marxismus, Phänomenologie, Psychoanalyse und Strukturalismus erörtert werden, zweitens, die mannigfaltige Rezeption des Sartreschen Werks nachvollzogen, und drittens, bestimmte Prämissen seines Denkens, die Lösungsansätze zu aktuellen philosophischen und sozialpolitischen Fragestellungen liefern könnten sichtbar gemacht. Speziell berücksichtigt werden die axiologischen Aspekte seines Werks, wie z.B. die Thematisierung der Freiheit als Grundlage und Ziel der Ethik, das Problem der Anerkennung des Anderen, die Werteproblematik im Kontext der europäischen Erweiterung usw. 

Diese Fragen wurden im Rahmen einer internationalen Konferenz, die Sartres 100. Geburtstag gewidmet wurde und die im Festsaal der Universität Wien stattfand, ausführlich debattiert. 

 

Integrales Denken als Basis der Integrationsforschung und der Gestaltung einer integralen europäischen Gemeinschaft

Forschungsschwerpunkt: Klassische und gegenwärtige Werttheorien

Projektleitung und Koordination: Yvanka B. Raynova, Susanne Moser

Das Projekt beinhaltet 2 Teile:

1. Zur Geschichte und Aktualität des integralen Denkens von Leo Gabriel

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Yvanka B. Raynova, Susanne Moser, Peter Kampits, Augustinus K. Wucherer-Huldenfeld, Günther Pöltner, Sigrid Pöllinger, Leo Gabriel Jr., Roland Faber, Rolf Kühn, Werner Gabriel, Karl Baier, Arno Böhler, Jürgen Trinks, Laurie Calhoun, Karen Pauly

Kooperationspartner: Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie, Institut für Philosophie an der Universität Wien, Universitätszentrum für Friedensforschung (Wien)

Schlagworte: Leo Gabriel, österreichische Philosophie, Werttheorie, Phänomenologie, Existenzphilosophie, Hermeneutik, Postmodernismus, integrales Denken, Logik, Erkenntnistheorie, Rationalismus, Irrationalismus, Religionsphilosophie, soziale und politische Philosophie, europäische Erweiterung, Integration, Desintegration, Konsens, Teil, Ganzes, Identität, Differenz

Leo Gabriels origineller Entwurf eines integralen Denkens, dessen Grundgedanke der des integralen Ganzen ist, erweist sich aus der Perspektive der europäischen Integrationsforschung, die sich in den letzten fünfzehn Jahren zunehmend entwickelt hat, besonders aktuell. Unter integralem Ganzen verstand Gabriel "eine die Teile integrierende Ganzheit", bei der die Teile ihre Eigenart bewahren und sich zugleich in bereichender Verbundenheit entfalten. Dieses Denken war sich jedoch auch der Differenzen, der Brüche und Paradoxe, die unser Leben durchdringen, bewusst. Die Themen von Teil und Ganzem, Identität und Differenz, Anerkennung bzw. Integration und Ausschluss, die Gabriel anspricht, sind in den 80ern Jahren mit der postmodernen Philosophie und seit den 90ern mit den Transformationsprozessen in Osteuropa und der Neugestaltung der Europäischen Union wieder ins Zentrum gerückt. 

Zum hundertsten Geburtstag von Leo Gabriel hat das Institut für Axiologische Forschungen einen Sammelband unter dem Titel Das integrale und das gebrochene Ganze veröffentlicht. Der Band bietet eine Neulektüre des facettenreichen Werkes von Leo Gabriel aus heutiger Sicht. Er umfasst vier Teile. Im ersten, "Leo Gabriel: Aus dem Nachlass", werden unveröffentlichte Manuskripte und weniger bekannte Aufsätze von Leo Gabriel vorgestellt. Im zweiten Teil, "Integrales Denken: Geschichte und Aktualität" werden die Auffassungen Gabriels in Bezug zur Existenzphilosophie, zur Hermeneutik, zum postmodernen Denken wie auch zur Entwicklung der geistigen Gestalten Europas untersucht. Im dritten Teil, "Phänomenologie und Religionsphilosophie", werden Aspekte des Integralen Denkens im phänomenologisch-religiösen Kontext interpretiert. Der vierte und letzte Teil, "Im Irrgarten der Existenz und des Denkens", beschäftigt sich mit Problemen des A-logischen, wie z. B. der Dummheit, den Fallstricken der Fantasie, dem Irrgarten der Affekte und Gefühle. 

2. Integration, Recognition and Responsibility: Integral Perspectives, Problems and methodological Accounts in Contemporary European Thought 

Kooperationspartner: Abteilung für Europäische Gegenwartsphilosophie am Institut für Philosophische Forschungen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften 

Das Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel aufzuzeigen, inwiefern die Anerkennung von Gleichheit und Differenz grundlegend für die gegenwärtigen europäischen Integrationsprozesse ist und welche soziale und wissenschaftliche Verantwortlichkeiten dadurch entstehen. Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen eines Workshops debattiert und abschließend als einzelne Studien publiziert. 

 

Philosophie, Interpretation, Verantwortung: Phänomenologische und hermeneutische Perspektiven

Das Projekt wird in Kooperation mit dem Bulgarischen Zentrum für Phänomenologie und dem Department für Europäische Gegenwartsphilosophie des Instituts für Philosophische Forschungen an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.

Konzept und Projektleitung: Yvanka B. Raynova

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Susanne Moser, Peter Kampits, Javier San Martin, Enrique Dussel, Domenico Jervolino, Wolfrat Henkmann, Hans-Peter Krüger, Ludger Hagedorn, Detlef Thiel, Artur Boelderl, Madalina Diaconu, Lucas M. Vosicky, Andrzei Kaniowski, Dimitri Ginev, Dimiter Sashev, George Angelov, Peter Dimitrov u.a. 

Ziel des Projekts ist es, die Verantwortungsproblematik, die seit Husserl einen zentralen Platz in der Phänomenologie einnimmt, aus der Perspektive der Gegenwart erneut zu thematisieren. Abgesehen von einer Neulektüre der "Klassiker" der Phänomenologie und der Hermeneutik hinsichtlich ihrer verschiedenen Verantwortungskonzepte, sollen auch aktuelle Fragen zur Diskussion kommen: Inwiefern verweist die Philosophie durch die Interpretation auf das denkende und handelnde Subjekt und damit auf Wahl, Engagement und Verantwortung? Ist Interpretation nur "Interpretationssache"? Inwiefern hat sie mit Macht und Machtdiskursen zu tun? Worin besteht die Verantwortung des Philosophen als Zeuge seiner Zeit und inwiefern kann er sich dieser entziehen? Wie werden Mythen und Ausschlüsse durch Interpretationen produziert und wie soll man damit umgehen? Inwiefern kann die hermeneutische Phänomenologie als Vermittlerin in Konfliktsituationen fungieren? Welche Spannungen oder/und Verbindungen gibt es zwischen den Perspektiven der Phänomenologie und den Ansätzen der Diskursethik, der multikulturellen Philosophie, der post-kolonialen Forschung, der Philosophie der Befreiung, des Feminismus und des Postmodernismus? 

Diese Fragen wurden an einer internationalen Konferenz, die am Goethe-Institut Sofia vom 23. bis 25. September 2004 stattfand, erörtert. Die Ergebnisse wurden in Form eines Sammelbandes auf Bulgarisch veröffentlicht. Auf Deutsch sind sie im Labyrinth erscheinen. 

 

Die Axiologie Franz Brentanos in phänomenologischem Kontext

Forschungsschwerpunkt: Klassische und gegenwärtige Werttheorien

Konzept und Durchführung: Yvanka B. Raynova

Kooperationspartner: Bulgarisches Zentrum für Phänomenologie, Organisation of Phenomenological Organisations

Dieses Projekt ist Teil eines breiteren Forschungsvorhabens, das der Entstehung und Weiterentwicklung der phänomenologischen Werttheorien gewidmet ist. Hauptziel des Projektes ist die Analyse des Einflusses von Franz Brentano auf die Entstehung und Entwicklung der phänomenologischen Werttheorien. Es handelt sich dabei um eine hermeneutische Rekonstruktion von Brentanos Wertlehre in Hinblick auf ihre mehrfache Wirkung: erstens, ihre Rolle für die damaligen philosophischen Diskussionen und, zweitens, ihres direkten oder indirekten Einflusses auf Husserl und der post-Husserlschen Weiterentwicklung der phänomenologischen Axiologie. Nicht zuletzt stellt sich das Projekt die Aufgabe einer Sichtbarmachung des österreichischen Kontextes der Phänomenologie, der bis jetzt mehr oder weniger im Hintergrund geblieben ist. 

 

Philosophy, Power, Gender: The Metamorphosis of the 'Eastern European' Discourse

Forschungsschwerpunkt: Wertwandel im Geschlechterverhältis

Konzept und Durchführung: Yvanka B. Raynova 

Kooperationspartner: Institut für Philosophie an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften

Schlagworte: Philosophie, Politologie, feministische Theorie, Gender Studies, Osteuropa, Europäische Erweiterung, Europäische Werte, Europäische Identität, Demokratie, Macht, Diskurs, Differenz, Andersheit, Repression, Dialog, Anerkennung, Gerechtigkeit 

Das Projekt beinhaltet 2 Teile:

1. Gender Debatten zwischen "Ost" und "West" 

Im ersten Teil, der zuletzt in Form einer Monographie erscheinen soll, werden die Entwicklungen der Philosophie und der philosophischen Gender Studies vor und nach der Wende in Osteuropa analysiert. Anhand von führenden Debatten wird aufgezeigt wie der philosophische Diskurs sowohl vor als auch nach 1989 verschiedenen Machtmechanismen ausgesetzt war, denen er als Legitimation "gedient" oder, was jedoch seltener vorkam, Widerstand geleistet hat. Anstatt ein Ende zu finden, wurde der Machtkampf nach 1989 noch zusätzlich verschärft, indem er die Form eines Feldzugs gegen die Philosophie annahm, wobei letzterer sowohl von politischen als auch von wissenschaftlichen Instanzen initiiert wurde. Abschließend erörtert die Autorin die Spannungen und die Kulturkonflikte, welche zur Enttäuschung vieler ForscherInnen über den "Ost-West-Dialog" beigetragen haben. Frustrierende Erfahrungen haben in Osteuropa sogar bei "westlich" und "feministisch" gestimmten WissenschafterInnen zu Distanzierungen geführt. Die Untersuchung thematisiert in diesem letzten Teil die negativen Erfahrungen, bzw. die entstellten Formen dieses "Dialogs", seine Konsequenzen, die Bedingungen und Perspektiven einer konstruktiven Kooperation angesichts der Erweiterung der Europäischen Union und die Rolle der Philosophie und der Werteforschung bei der Neugestaltung Europas. 

2) "Bulgarian Philosophical Thought in European Context" 

Das Forschungsprojekt bietet einen historischen Überblick über den geistigen Austausch bulgarischer und europäischer Denker und Schulen im 19. und 20. Jahrhundert. Die Forschungsarbeiten werden zusammen mit Fellows vom Department für Philosophiegeschichte des Instituts für Philosophie an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. Die Forschungsergebnisse werden in Oktober 2007 an einem Workshop am Institut für Philosophie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften präsentiert und wurden anschließend auf Bulgarisch (2013) und Englisch (2014) publiziert.